Dietmar Lochner – Fiktionaler Realismus
22.11.2024 – 25.01.2025
Die phantastischen Welten des Dietmar Lochner lockten im Herbst 2022 so viele Besucher in die Galerie Beim Schlump wie niemals zuvor. Nun kehrt der mittlerweile 86-jährige Maler aus Hamburg Bahrenfeld mit neuen Bildern in die Galerie Beim Schlump zurück: Die Ausstellung Fiktionaler Realismus präsentiert überwiegend bisher noch nicht gezeigte Werke. Lochners Motive wirken auf den ersten Blick wie Zeugnisse des Surrealismus oder Phantastischen Realismus, unterscheiden sich jedoch von diesen Kunstrichtungen unter anderem durch ihren Gegenwartsbezug und oftmals auch ihren unmittelbaren Kommentar zu gesellschaftlichen Themen. So beruft sich Lochner nicht etwa auf Traumwelten, Unterbewusstes oder Halluzinationen, sondern bezieht kritisch Stellung zu aktuellen Geschehnissen. Seine Gemälde sind Zeitzeugnisse mit einem gegenwärtigen und bisweilen durchaus biografischen Lebensbezug. So steht in mehreren Bildern der Werkpräsentation der Maler selbst und sein Verhältnis zu seiner Umwelt im Mittelpunkt: Von Des Malers Streit mit Sein und Zeit über Des Malers Problem mit den Musen bis zu Des Malers Erschöpfung reicht sein erstmals gezeigter neuer Zyklus Die Befindlichkeiten des Malers. Dietmar Lochners Spekulationen darüber, wie sich die Dinge unter anderen Umständen auch verhalten oder wie sie sich in Zukunft entwickeln könnten, führen zu farbintensiven Kompositionen, mal dunkel anmutend wie in Endstation Zukunft, mal lebendig und chaotisch wie in Aufstand der Büroutensilien.
Phelan O’Hara – Fool on the hill
26.04.2024 – 08.06.2024
Das vielseitige Werk des britischen Künstlers Phelan O`Hara ist zurück in der Galerie Beim Schlump. Der 83-jährige Maler und Objektkünstler stellt nicht nur seinen von einem Beatles-Song inspirierten und die drohende Präsidentschaft Donald Trumps thematisierenden neuesten Zyklus Fool on the hill vor, sondern blickt anhand seiner Werke aus den Jahren 1978-2023 auf sein künstlerisches Schaffen zurück. Dieses wurde von Kunstströmungen wie dem Surrealismus, der minimal art, der art brut und dem Informel beeinflusst, trägt jedoch ohne Zweifel O`Haras’ ganz eigene Handschrift. Sein Gespür für Absurdes, seine Wortspiele, sein Mut zur äußersten Reduzierung oder zur Rückbesinnung auf Unschuldiges finden sich in dieser Werkschau wieder: ob in seinen von Kinderzeichnungen inspirierten Bildern, in den beeindruckenden Arbeiten seiner Invisible-Portrait-Serie oder in seinen weit ins Dreidimensionale ragenden Assemblagen, in denen mal einer irischen Moorleiche gedacht wird und mal dem Tod eines Löffels. Man kann in der Ausstellung einem Objet trouvé begegnen, dem Schicksal eines bombardierten Yetis beiwohnen oder sich mit einer etwas derangiert anmutenden Skulptur mit der Aufschrift Gott und mit dem Geist von St. Patrick anfreunden. O`Haras’ Themen reichen vom Kettenhemd Richard Löwenherz’ bis zur Marsexpedition, von sich erinnernden Steinen bis zum Mount Everest, vom Blind Date bis zum Big Brother.
Felder, Flecken und Frequenzen
16.02.2024 bis 28.03.2024
Mit einer Gruppenausstellung abstrakter Hamburger Künstler der 1950er Jahre startet die Galerie Beim Schlump in das Ausstellungsjahr 2024. Eine Zusammenstellung von Künstlern und Werken, die über ähnliche künstlerische Entwicklungswege und vergleichbare Bildresultate innerhalb eines Jahrzehnts Auskunft gibt und zugleich aber auch die individuellen Ansätze sichtbar macht sowie die in manchen Fällen sich schon fast diametral gegenüberstehenden Positionen veranschaulicht.
Karl Kluth – Von Trinkern, Matronen und schwarzen Städten
27.10.2023 – 23.12.2023
Karl Kluth: ein großes Kapitel Hamburger Malerei – mit dieser anerkennenden Aussage beginnt der bekannte Kunsthistoriker Gottfried Sello 1963 einen Artikel anlässlich des 65. Geburtstags Kluths. Auch 60 Jahre danach besitzt sie noch ihre uneingeschränkte Gültigkeit. Karl Kluth (1898-1972) ist der bekannteste Maler, der bisher in der Galerie Beim Schlump ausgestellt wurde. Vor dem Krieg Mitwirkender des Hamburger Künstlervereins, letztes neues Mitglied der Hamburger Sezession, mit dem Expressionisten Edvard Munch befreundet und zusammen malend, nach dem Krieg und später Heimkehr aus russischer Gefangenschaft im Vorstand des Deutschen Künstlerbundes, Edwin-Scharff-Preisträger und Professor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg – die Persönlichkeit Karl Kluths als Künstler sowie sein intensives und fruchtbares Schaffen konnte in Hamburg zwischen 1922 und 1933 sowie in den 1950er und 1960er Jahren nicht übersehen werden. Seine künstlerische Suche hat Spuren hinterlassen und es ist daher umso betrüblicher, dass Kluths Werk trotz seiner Bedeutung im Laufe der Jahrzehnte zu wenig Beachtung erfahren hat. „In die Annalen der Kunstgeschichte eingegangen und dennoch in Gefahr, in Vergessenheit zu geraten“, beklagt Roland Burmeister einmal den unberechtigten Mangel an Aufmerksamkeit. Eine Tendenz, der mit dieser Ausstellung entgegen gewirkt werden soll. Die beiden Betreiber der Galerie Beim Schlump haben die Exponate dieser Werkschau jahrelang zusammengetragen und sind glücklich, diese nun im Jahr des 125. Geburtstags des Künstlers präsentieren zu dürfen.
Karl Kluths Werk teilt sich in zwei durch den Zweiten Weltkrieg dividierte Abschnitte, in welchen Kluth in der ersten Hälfte einen eigenen, vom befreundeten Expressionisten Edvard Munch beeinflussten Sezessionsstil ausbildet und diesen im zweiten Abschnitt deutlich wilder und farbfreudiger interpretiert sowie im positivsten Sinne eigenwillig und nonkonformistisch weiterentwickelt, ohne dabei seine figurative Ausrichtung zu verlieren. Mit seiner Malerei der zweiten Periode, die im Fokus dieser Ausstellung steht, begegnet der Künstler bildgewaltig und intensiv den traumatischen Erfahrungen zweier Weltkriege und wird zu einem wichtigen Orientierungspunkt der jüngeren Malergeneration. So stammen zum Beispiel die Mitglieder der sich später bildenden Gruppe Zebra aus seiner Malklasse. „Wenn ich Dichter statt Maler wäre, würde ich Dramen schreiben“, äußert sich Karl Kluth einmal. Bezug nehmend auf diesen Ausspruch stellt Otto Stelzer anlässlich einer Werkschau im Kunstverein Hamburg 1966 fest, Kluths „Gemälde sind selber dramatische Gebilde geworden“.
20 Jahre Galerie Beim Schlump
20.04.2023 – 10.06.2023
Gruppenausstellung von Künstlern, die in den letzten 20 Jahren in der Galerie Beim Schlump ausgestellt haben:
Eylert Spars • Charlotte Hilmer • Arnold Hilmer • Wilhelm Hoffmeister • Leo Beninga • Jacques Henri Roger • Alexander H. Tolksdorf • Arnold Fiedler • Phelan O`Hara • Rolf Retz-Schmidt • Pit von Frihling • Dietmar Lochner • Wolfram Goerlach Montembault
Wolfram Goerlach Montembault
Holy Places – Zwischen Buddha und Silicon Valley
03.03.2023 – 15.04.2023
„In ihrer archaischen Schönheit erinnern die Arbeiten von Wolfram Goerlach Montembault an rituelle Kultobjekte längst vergangener Zeiten und Kulturen. Ihre eindringliche Präsenz und die Verwendung moderner Materialien, unter anderem die Hardware von Computertechnologien, verweisen allerdings auf Gegenwärtiges und die Zukunft. Eine Kunst jenseits etablierter Strömungen.“
ouest france
„Was oft so weit auseinander zu liegen scheint, ist doch im Inneren verbunden. Religion und Naturwissenschaften sind keine wirklich gegensätzlichen Welten. So haben z.B. Gehirnforscher vor Kurzem im Gehirn den Bereich entdeckt, der für spirituelle Erfahrungen prädestiniert ist. Diese Verbindung zwischen naturwissenschaftlichem Kosmos und spiritueller Weltsicht findet sich auch in den Arbeiten des Künstlers Wolfram Goerlach Montembault wieder.“
SZENE Hamburg
„Inhalt und Ausdrucksweise stimmen bei den Skulpturen des Hamburger Künstlers absolut überein. Statisch vollkommen und symmetrisch verankert erhalten sie das Rüstzeug zu postmodernen Götzen. Mit eindringlicher Präsenz fügen sich z.B. Vogelfedern und Mikrochips zu transzendentalen Utopien. Eine ungewöhnliche und eigenwillige Kunst, eine überzeugende Präsentation.“
Wiesbadener Tageblatt
„Den Mikrochip benutzt der Künstler als Symbol für den Fluss evolutionärer Entwicklung, der auch den technologischen Bereich berührt. Auf überraschende Weise werden z.B. Federn und Chips zu einer Einheit verbunden, als ob sie immer schon zusammengehörten.“
Hamburger Abendblatt
„Auf eigenartig distanzierte Weise wirken seine Skulpturen aus Computerbausteinen, Metallen und vielen anderen Materialien (u.a. auch Schmuckelemente) wie Monumente archaischer Kulturen, Totempfähle oder abstrakte Götterbilder. Eine kühle und gleichzeitig doch emotionale Kunst, durch die eine sehr eigenständige Position im Kunstbetrieb deutlich wird.“
FRANKFURTER RUNDSCHAU
Die phantastischen Welten des Dietmar Lochner
14.10.2022 – 26.11.2022
Die Ausstellung zeigt Werke des Hamburger Künstlers Dietmar Lochner und blickt zurück auf fast 40 Jahre seines malerischen Schaffens. Lochners phantastisches Geschehen fußt weniger auf Traumwelten, surrealen Universen oder einem Phantastischen Realismus, sondern findet seine Verortung zwischen Fiktionalem Realismus, Allegorie und bewusster Kombinatorik mit Gegenwartsbezug.
Pit von Frihling – Das späte Werk
16.06.2022 – 16.07.2022
Diese Ausstellung zeigt Werke des bekannten Hamburger Künstlers Pit von Frihling, die ganz in der Nähe der Galerie geschaffen wurden. Lassen Sie sich mitnehmen in die ausdrucksstarke und farbgewaltige Welt seines Spätwerks!
Die Ausstellungen des Pit von Frihling:
1962: Haarlem
1963: Amsterdam
1964: Groningen / Kunstverein
1968: Hamburg
1970: Neumünster / Museum Neumünster
1972: Hamburg / Hamburger Sparkasse
1973: Hamburg / Galerie Peter
1974: Bad Bevensen / Kulturhaus
1974: Spiekeroog / Kulturverwaltung
1974: Hamburg / Hochhuth-Galerie
1974: Pueblo (Colorado) / Art Center
1975: Hamburg / Galerie Forum
1975: Wyk auf Föhr
1976: Hamburg / Hochhuth-Galerie
1977: Hamburg / Kunsthaus B.b.K.
1977: Hamburg / Galerie Forum
1978: Scheeßel / Heimatmuseum
1978: Kerkdriel
1978: Leck / Kunstgrotte
1979: Hamburg / Galerie in den Vierlanden
1979: Reinbek / Galerie bi
1979: Hamburg / Torhaus Wellingsbüttel
1979: Hamburg / Hochhuth-Galerie
1979: Erlangen / Siemens AG
1980: Schneverdingen / Kleine Galerie
1980: Emden / Städtisches Kunstamt
1980: Wohltorf / Sportverein TTK
1981: Hamburg / Hochhuth-Galerie
1981: Hamburg / Hamburger Sparkasse
1983: Hamburg / Hochhuth-Galerie
1983: Bremen / Galerie Schwarz
1983: Gladbeck / Städtisches Museum
1983: Norderstedt / Kunstkreis
1984: Hilden / Galerie Weiß
1984: Frankfurt / Galerie Daberkow
1985: Celle / Galerie Kilian
1985: Harburg / Galerie Lehmann
1985: Berlin / Galerie 4 D
1985: Schneverdingen
1986: Bendorf / Galerie Raber
1986: Hamburg / Galerie Deichstraße
1986: Lüneburg / Werkstatt Galerie
1987: Halebüll / Galerie Lüth
1987: Waldbröl / Galerie Das Werk
1987: Frankfurt / Galerie Daberkow
1989: Hamburg / Galerie Deichstraße
1990: Bendorf
1991: Sollerup
1994: Oevenum auf Föhr / Atelier Galerie Schroeder – von Frihling
1996: Nordstrand
1997: Hamburg / Alte Speicherstadt
1998: Emmerich
1998: Bad Segeberg
1999: Hamburg / Hamburgische Landesbank
2002: Hamburg / Elysee Hotel
2002: Ahrensburg
2004: Hamburg / Sozietät Schlutius
2004: Hamburg / Galerie am Tibarg
2009: Hamburg / Sozietät Dr.Brose
2012: Hamburg / Evangelische Kirche St. Markus Hoheluft
2022: Hamburg / Galerie beim Schlump
Rolf Retz-Schmidt – Die tachistische Periode
12.11.2021 – 23.12.2021
Unmittelbarer Ausdruck und dynamischer Farbauftrag stehen im Mittelpunkt der tachistischen Malerei, einer nicht an den Gegenstand gebundenen, gestischen Ausdrucksform, die im Verlauf der 1950er Jahre und zu Beginn der 1960er Jahre einen führenden Platz innerhalb der internationalen Kunstströmungen erlangt.
Während tachistische Kompositionen phasenweise den Pariser Ausstellungsbetrieb dominieren, widmen sich in Hamburg zunächst nur sehr wenige Maler diesen neuen Impulsen. Der im norwegischen Stavanger geborene Maler und Graphiker Rolf Retz-Schmidt (1928-2006) zählt zu diesen Ausnahmen. Er gilt heute als einer der wenigen abstrakten Maler in Norddeutschland in den 1950er Jahren und als einer der ganz wenigen Vertreter des Tachismus in Hamburg.
Im Laufe seiner dreijährigen Ausbildung im Hamburger Baukreis zählt Arnold Fiedler (1900-1985) zu Retz-Schmidts Lehrern. Fiedler, der als der Vorreiter der gegenstandsfreien Malerei in Hamburg gilt, ist durch seine Nähe zu Paris und dessen Künstlerkreisen mit den damaligen aktuellen Kunststilen sehr vertraut und schafft zu dieser Zeit selbst tachistische Kompositionen. Dies beeinflusst die malerische Entwicklung des jungen Retz-Schmidt, der jedoch völlig unzweifelhaft seine ganz eigene tachistische Formensprache entwickelt. Von 1955 bis 1958 schafft er eine Vielzahl eindrucksvoller und wirkungsstarker dynamischer Kompositionen, mal koloristisch betontes Ölgemälde mit nicht deutbaren Formen oder eingeritzten Chiffren, mal eher aktionistische Kalligraphie eines unkontrollierten Impulses oder gestischen Rhythmisierens auf Papier. In der Galerie beim Schlump, welche mit dieser Ausstellung ihre Werkschaureihe Positionen der 50er Jahre fortführt, sind bis zum 23. Dezember 52 Werke von Rolf Retz-Schmidt zu sehen.
18 Jahre Galerie beim Schlump
16.04.2021 – 17.07.2021
Oben links: Eylert Spars “Säulen in Hellas” (1959), Oben Mitte: Rolf Retz-Schmidt “Raummedium” (1958), Unten links: André Masson “Komposition mit Vogelfrau auf hellblauem Grund” (1972), Unten Mitte: Hermann Otto Kuhlmann “Ohne Titel” (1961), Rechts: Charlotte Hilmer “Badende an der Elbe” (ca. 1930).
18 Jahre Galerie beim Schlump
Text von Seth Pawlewski
In den frühen Abendstunden des 16. April 2003 öffnet in Hamburg eine neue Kunstgalerie ihre Pforten. Zwischen dem Grindelviertel und dem Sternschanzenpark gelegen und nach der vielbefahrenen Straße, an der sie liegt, benannt, gibt die Galerie beim Schlump ihren Einstand. Folgt man den Erinnerungen und Erzählungen der Gastgeber und Gäste sowie den Eintragungen ins Gästebuch, so handelt es sich um ein rauschendes und ausgedehntes Fest, bei dem sich viele Kunstinteressierte, Sammler, Kunsthändler, Galeristen, Restauratoren und Künstler intensiv austauschen. Ein neuer Ort der Begegnung und der Kunst feiert an diesem Abend seine Entstehung.
Geladen haben die drei Galeriegründer Christian Radel, Dieter Fischer und auch Arthur Hermann, welcher allerdings kurze Zeit später wieder aussteigt. Feierlichen Anlass bietet nicht nur die Einweihung eines neuen Ausstellungsortes, sondern auch die Eröffnung der ersten Werkschau mit dem Titel Elyert Spars – Gedächtnisausstellung.
Die lokale Ausrichtung der Galerie findet in der zweiten Ausstellung ihre Fortsetzung. Bilder der bekannten Hamburger Malerin Charlotte Hilmer (1909-1958) stehen im Mittelpunkt dieser Werkschau. Zudem sind auch einige Werke von Arnold Hilmer (1908-1993) zu sehen, hauptsächlich Skulpturen.
Nach dieser Ausstellung ändert sich dann der Schwerpunkt der Galeristen: der Kunsthandel rückt in den Vordergrund. Verkauf und Präsentation von Kunstwerken jenseits von Werkschauen werden mit viel Engagement betrieben und mehr als ein Mal sind die mit besonders attraktiven Gemälden bestückten Schaufenster Grund für kleinere Auffahrunfälle im Straßenabschnitt vor der Galerie. Kunstmessen stehen in dieser Phase im Fokus. Auf den Kunst- und Antiquitätenmessen in Schloss Oelber und Schloss Wotersen, in den Herrenhäuser Gärten Hannovers, im Hotel Intercontinental, in den Messehallen Schnelsen oder in der Handelskammer Hamburg darf ein Stand der Galerie beim Schlump nicht fehlen.
Nach gut vier Jahren Zusammenarbeit trennen sich 2007 die Wege der beiden Galeriegründer. Dieter Fischer betreibt seinen Kunsthandel nun jenseits des Ladengeschäfts, Christian Radel führt die Galerie in Eigenregie weiter. 2007 und 2008 nimmt er mit zwei Werkschauen der Bilder Wilhelm Hoffmeisters für kurze Zeit den Ausstellungsbetrieb wieder auf.
Auch jenseits der Werkschauen sind zu dieser Zeit in den Verkaufsräumen der Galerie beim Schlump viele Zeugnisse des künstlerischen Schaffens Hoffmeisters zu sehen. Ansonsten dominiert Maritimes. Die Schifffahrt in all ihren Ausprägungen zählt zu den Spezialgebieten Radels. Ob Werke von Johannes Holst, Claus Bergen, Hugo Schnars-Alquist, Alfred Jensen, Gustav Burghardt, Willy Tiedjen oder Otto Schulz-Stradtmann, ob Abendstimmung an der Elbe, der Blick über die Außenalster, Kaptitänsbilder, Dampfer auf hoher See, auslaufende Schlepper, heimkehrende Fischerboote, ankernde Segelboote oder natürlich der Hamburger Hafen in all seinen Facetten – all diese Künstler und Motive findet man in den Räumen der Galerie. Hamburger Reeder geben sich die Klinke in die Hand und ein Kreis von Sammlern dieses Themengebiets findet hier immer wieder neue Bilder. Die Fokussierung auf Hamburger und Norddeutsche Künstler korreliert unter anderem mit dem Interesse am Hamburger Künstlerclub von 1897.
2017 übernimmt Christian Radel zusammen mit einem befreundeten Kunsthändler die Nachlassverwaltung des 2011 verstorbenen Hamburger Malers Pit von Frihling. Nebenbei organisiert er Messen wie zum Beispiel die Othmarschener Antiktage im Gemeindehaus der Christuskirche. Zu diesem Zeitpunkt ist der Antiquitätenhändler Roland Skibinski bereits seit zwei Jahren neuer Partner von Christian Radel für das Ladenschäft, weshalb dieses nun zur Hälfte mit antiken Möbeln und Lampen sowie Vintage- und Design-Objekten gefüllt ist. Als diese Zusammenarbeit in beidseitigem Einvernehmen zum Jahresende 2017 endet, steigt der Kulturwissenschaftler Tim Ewald in die Galerie ein. Die sich als sehr fruchtbar erweisende Zusammenarbeit zwischen Christian Radel und Tim Ewald äußert sich vor allem in der Implementierung eines regelmäßigen Ausstellungsbetriebs. Gleich im ersten Jahr finden vier Werkschauen statt.
Die beiden Galeristen intensivieren nun ihre Ausrichtung auf Künstlernachlässe, die sie im Rahmen von Ausstellungen adäquat aufbereiten. Erstmals entstehen nun auch Kataloge zu den Werkpräsentationen, in welchen Ewald eine kunst- und kulturwissenschaftliche Einordnung der ausgestellten Künstler und ihrer Werke vornimmt. Aufgrund des mit der Betreuung von größeren Künstlernachlässen zusammenhängenden wachsenden Platzbedarfs wird die Lagerfläche der Galerie erweitert.
Auch das Logo der Galerie wird nun überarbeitet. Verantwortlich hierfür ist die Grafikerin Janine Watzlawik, die sich als großer Gewinn für die Galerie erweist. Sie realisiert bis heute auf Flyern und Ausstellungsplakaten sowie in den Katalogen eine ansprechende Aufmachung.
Die Galerie beim Schlump hat in den vergangenen Jahren in vielerlei Hinsicht an Attraktivität gewonnen. Vor allem die beiden Ausstellungen der Werke von Jacques Henri Roger und die letztjährige Präsentation eines Teilnachlasses von Arnold Fiedler haben für erhöhte Besucherzahlen und ein gesteigertes Presseecho gesorgt. Auch die Ausstattung der Galerie hat in jüngster Zeit eine Aufwertung erfahren. So wurde die Ausstellungsfläche auf den oberen Bereich erweitert und die Beleuchtungssituation in verschiedenen Schritten immer weiter verbessert, um Kunstwerke ins rechte Licht zu setzen.
2020 erfolgt die Aufnahme der Galerie beim Schlump in den Landesverband Hamburger Galerien. Die Corona-Pandemie bremst in diesem Jahr jedoch das neu aufgenommene Tempo und Engagement ab. Trotz des Erfolgs der beiden durchgeführten Ausstellungen in 2020 – Arnold Fiedler und Phelan O´Hara – leiden beide Werkschauen unter den Beschränkungen. Zwei Mal muss die Galerie ihre Pforten pandemiebedingt schließen, zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Texts pausiert der Kundenverkehr bereits seit über 10 Wochen.
Auf den Tag genau 18 Jahre nach ihrer Eröffnung möchte die Galerie beim Schlump nun an ihren anfangs beschriebenen ersten Abend erinnern und auf die Zeit ihres Bestehens zurückblicken. Beginnend mit der Wahl des Titelbildes – Elyert Spars` Säulen in Hellas (1959) – und fortgesetzt mit der Entscheidung, jeden Künstler in der Geburtstagshängung zu berücksichtigen, der seit der Eröffnung der Galerie hier ausgestellt wurde, soll die Vergangenheit in Erinnerung gerufen und bildgewaltig wie vielgestaltig Rückschau gehalten werden. Dabei ist jeder Künstler pro vergangener Ausstellung mit jeweils drei Werken vertreten, weshalb der in der Vergangenheit am häufigsten gezeigte Maler Wilhelm Hoffmeister in dieser Geburtstagswerkschau mit neun Bildern am stärksten präsent ist.
Neben der Rückschau unternehmen die Galeristen mit dieser Ausstellung auch einen Ausblick. Die Galerie beim Schlump hat vielerlei Pläne für kommende Werkschauen – manche sind bereits seit längerer Zeit angedacht und mussten wegen der Corona-Pandemie leider verschoben werden, weshalb sie sich bereits in einem sehr fortgeschrittenen Stadium befinden. Man darf gespannt sein.
Phelan O’Hara “Werke 2000 – 2020”
09.10.2020 – 23.10.2020
(Werke von links nach rechts. Oben: “Gott” (2003) und “Invisible moon” (2005). Unten: “The president’s footsteps” (2020), “Invisible venus” (2005) und “Death of a spoon” (2008).
Biographie
1940
In Northampton, U.K. geboren
1957-60
Lehre in einer Londoner Kunsthandlung
1961
New York, Clayton award scheme (social work studies)
1962
Beginn seiner Tätigkeit als Kunsthändler und Restaurator in London
1963
Erste Malversuche
1965
Ausstellungen eigener Bilder in einem London Lokal. Der Brüsseler Künstler und Sammler E.L.T. Messens erwirbt ein Bild und ermutigt ihn, weiter zu malen
1973
Übersiedlung nach Deutschland und weiter als Kunsthändler und Restaurator tätig
1976
Ernsthafte Malversuche
1980
Nimmt als Pseudonym „Phelan O’Hara“ an – nach mütterlichem und großmütterlichem Mädchennamen
Phelan O’Hara ist größtenteils Autodidakt und lebt und arbeitet in Bremen
Einzelausstellungen
1978
Obelisk Gallery, London
1979
Galerie am Ostertor, Bremen
1980
„Poems“, Stadtbibliothek Nienburg/Weser
2004
Galerie in der Au, Bremen
2016
Galerie Michael, Dangast
2020
„Werke 2000 – 2020“, Galerie beim Schlump, Hamburg
Ausstellungsbeteiligungen
1978
Verleihung des Europa Preises für Malerei, Kursaal Ostende, Belgien, Bronze Medaille, Katalog
Galerie Falazik, Springhornhof, Neuenkirchen/Soltau
1980
Tom Roche, Albert Held, Kunstverein Gelsenkirchen
2004
Barbara Cunis, Phelan O’Hara, Manfred Lohrengel, Kunstzentrum Galerie ART 99, Worpswede
2007
Joachim Elzmann, Phelan O’Hara, Paul Roxi, Galerie Roche, Bremen
2012
„Paintings and Sculptures“, Joachim Elzmann, Phelan O’Hara, Paul Roxi, Galerie MIRO, Prag
2017
„Ich ist ein Anderer“, Joachim Elzmann, Phelan O’Hara, Paul Roxi, Galerie und Verlag St. Gertrude, Hamburg
2017
„Köpfgemach“, Joachim Elzmann, Phelan O’Hara, Paul Roxi, Antiquariat und Kunst Carola Bintakies, Bremen
Arnold Fiedler “Zwischen Karneval und schwarzen Spiegeln”
21.02.2020 – 28.03.2020
Den pariserischen Hamburger nannte der französische Kunsthistoriker Pierre Courthion einst den Hamburger Maler und Grafiker Arnold Fiedler (1900-1985), welcher in seinem Leben des öfteren zwischen den beiden Städten wechselt, in den 60er Jahren sogar überwiegend in der Metropole an der Seine lebt. Stets nimmt Fiedler auch die dort vorherrschenden Kunstströmungen der Zeit auf. Als er 1946 nach Hamburg zurückkehrt, ist er noch vom veristischen Surrealismus seiner ersten Pariser Zeit geprägt. Im zerstörten Nachkriegs-Hamburg sieht er Vorweltlandschaften, aus denen sich nach dem Untergang der Vogel Phönix erhebt. Fiedler vermischt Wirklichkeit, Traumvorstellungen und Erinnerungen. Bilden am Anfang noch gegenständliche Formen den Ausgangspunkt, so führt ihn seine künstlerische Entwicklung im Verlauf der 50er Jahre immer konsequenter zur Abstraktion. Arnold Fiedler findet seinen eigenen Weg und unverwechselbaren Stil irgendwo zwischen lyrischer Abstraktion, Tachismus, abstraktem Surrealismus und Informel. Er gilt als der Vorreiter der gegenstandsfreien Malerei in Hamburg.
Von all den Künstlern, deren Werke in der Galerie beim Schlump ausgestellt wurden, dürfte Arnold Fiedler der bekannteste sein. Die Werkschau des einst der Hamburger Sezession angehörigen Malers skizziert eine bemerkenswerte künstlerische Entwicklung und ist zugleich eine kleine Weltreise. Ob in Paris oder auf St.Pauli, ob in Sao Paulo oder Rio, ob in Tunis oder an der norddeutschen Küste – Fiedler sucht mit Hilfe von imaginären Stadtplänen, Mauer- und Messerzeichnungen nach dem Glanz des Fremden, nach magischen Festen und geheimen Traumpalästen. Er folgt dem Lichtstrom der nächtlichen Stadt mit ihren Hochhäusern, Karussells und Eroscentern, sieht die einsamen Hotels am Strand und hinter einem Signalturm einen schwarzen Mond.
Nur einen Katzensprung entfernt von Arnold Fiedlers ehemaligen Wohnatelier in den Grindelhochhäusern sind seine Bilder nun vom 21.Februar bis zum 28.März in der Galerie beim Schlump zu sehen. Nicht ganz unpassend zur Karnevalszeit, denn Fiedlers thematische Vorliebe für das Fest und das Fröhliche führt insbesondere in seinem wieder vermehrt zum Gegenständlichen neigenden Spätwerk häufig zu Darstellungen derartiger Szenarien. Vor allem die Bilder vom Karneval in Rio nehmen in der Ausstellung diesbezüglich einen größeren Platz ein und stehen für die Unbefangenheit und den ungebrochenen Optimismus des Künstlers.
Jacques Henri Roger “Pandämonium – Eine Ästhetik des Schreckens”
15.11.2019 – 21.12.2019
Die Bilder Jacques Henri Rogers (1942-2012) sind zurück in der Galerie beim Schlump. Nach der letztjährigen erfolgreichen Ausstellung Die verborgenen Bilder steht dieses Mal vor allem das zeichnerische Frühwerk des 1972 nach Hamburg ausgewanderten Franzosen im Mittelpunkt. Dieses entstand in den 60er Jahren zum Teil noch in Paris und zeugt von einer besonders dunklen Phantastik.
Roger entwirft in seinen frühen Bildern eine eindrucksvolle Ästhetik des Schreckens. Detailreich, opulent, wirkungsstark und klar konturiert scheint er sich an einem graphischen Lexikon der Spukgestalten zu versuchen. Der Betrachter kann sich dem Rausch des schönen Schauderns kaum entziehen und erliegt einer rätselhaften Anziehungskraft. Er wird in finstere Gebiete geführt, die nicht an der Höllenpforte enden. Der Ausstellungstitel Pandämonium, welcher die Gesamtheit und den Ort aller Dämonen bezeichnet, verspricht daher nicht zu viel.
Rogers zeichnerisches Frühwerk, das in der Nachfolge des veristischen Surrealismus steht und ebenso Bezüge zu Künstlern wie Hieronymus Bosch, Pieter Brueghel d.Ä. oder Matthias Grünewald aufweist, erinnert mitunter auch an das ArtWork heutiger Black oder Death Metal Bands und könnte die Motivpalette eines ausgefallenen Tattooshops bereichern.
Kombiniert werden diese Arbeiten mit frühen Gemälden und eindrucksvollen Holzskulpturen, die der Künstler in seiner letzten Schaffensphase kreiert hat. Hier findet man zum einen die für Roger so typischen Tropfsteinhöhlen ähnlichen Formelemente wieder und wird zugleich – hier schließt sich der Kreis – von vier apokalyptischen Reitern ins Visier genommen.
Jacques Henri Rogers Fahrten ins Schattenreich wirken wie eine Hommage an die dunklen Seiten der Fantasie.
Alexander H. Tolksdorf: “Die lyrische Abstraktion”
26.04.2019 – 01.06.2019
Mit der Präsentation eines Teilnachlasses des Hamburger Malers Alexander H. Tolksdorf (1925-1989) setzt die Galerie beim Schlump ihre Werkschaureihe „Positionen der 50er Jahre“ fort. Tolksdorf widmet sich im Verlauf seiner Entwicklung immer konsequenter einer expressiven, experimentell-dynamischen und intuitiven Ausdrucksform. Er sucht und findet seinen eigenen Pfad innerhalb der abstrakten Malerei.
Die ausgestellten Bilder verdeutlichen eindrucksvoll den Verlauf dieses Weges und zeigen ebenso Berührungspunkte zu Künstlern wie Wols, Willi Baumeister und Georges Mathieu. Besonders Mathieu, welcher den Begriff abstraction lyrique geprägt hat, scheint für Tolksdorf, auch über seine Pariser Zeit in den 50er Jahren hinaus, eine bedeutende Inspirationsquelle gewesen zu sein. Auch wenn Tolksdorfs Vorgehensweise im direkten Vergleich wohl als etwas bewusster zu bewerten ist, versuchen beide Maler durchaus wesensähnlich ihre Empfindungen in einem impulsiven Malakt mit dynamischen Pinselstrichen möglichst schnell und direkt umzusetzen. Beide Künstler sind nicht an gegenständlichen Bestandteilen interessiert, sondern an Farbimpulsen und daran, Farbe einen eigenen Gestaltwert zuzuweisen. Ihr Schwung scheint stets aufs Neue und Vielfältigste geheime kalligrafische Zeichen hervorzubringen.
Alexander H. Tolksdorf erschafft wirkungsstarke Werke von großer Anziehungskraft. In der Galerie beim Schlump kann man nun das erste Mal seit 30 Jahren dieses entfesselte Zelebrieren freier Farben bestaunen.
Verborgene Bilder: Die Phantastik des Jacques Henri Roger
09.11.2018 – 08.12.2018
Der Maler, Grafiker und Bildhauer Jacques Henri Roger (1942 – 2012) schuf in den vierzig Jahren, die er in Hamburg lebte, ein beachtliches Werk in der Nachfolge des Surrealismus, Phantastischen Realismus und der Psychedelic Art.
Schon fast im Verborgenen gestaltete der redescheue Pariser phantastische Welten und bevölkerte sie mit sich und ihren Dämonen kämpfenden, unmöglich erscheinenden Figuren, welche sich aufs Wunderbarste einer eindeutigen Erklärbarkeit entziehen. In einem permanenten Umgestaltungsprozess, in sich selbst verschachtelten Strukturen wohnt man durch Rogers innere Fenster einer sphärischen Mystik bei. Eine vielseitige, dunkle Phantastik mit geheimnisvollen Spiralen, geometrischen Mustern, Engelsstürzen ins schrecklich schöne Unterirdische – opulent wie zart dargestellt in einer fast schon altmeisterlichen Wiedergabe von Details.
Jacques Henri Roger entwickelt eine eigene Bildsprache. Er begibt sich jedoch ebenso auf imaginäre Reisen, besucht die Höllen des Hieronymus Bosch, macht einen Abstecher zum Isenheimer Altar, verweilt bei Surrealisten wie Max Ernst, Richard Oelze, Roberto Matta und Leonora Carrington. Jedoch verlässt Roger während einer neuen Periode die phantastischen Grotten mit den kristallinen Formen und scheint, was die Darstellung des deformierten menschlichen Körpers angeht, mit Francis Bacon zu wetteifern, bevor er dann in einem helleren, psychedelisch wirkenden Wunderland verweilt. Roger malt im Verlauf der Jahre immer großformatiger und wendet sich helleren Farben zu. Ohne Leidenschaft und Hang zum Unwirklichen eingebüßt zu haben, wirkt das Spätwerk Rogers von Ängsten befreiter und ist abstrakter, rhythmischer und selbstsicherer.
Der große Schweiger Jacques Henri Roger hat einen Schatz hinterlassen, den man in der Galerie beim Schlump einen Monat lang betrachten kann.
Wilhelm Hoffmeister: „Klarheit und Raum – Positionen der 50er Jahre“
01.06.2018 – 30.06.2018
Nachdem sich die Galerie beim Schlump 2007 mit den surrealen Elementen und Verfremdungseffekten im Werk von Wilhelm Hoffmeister (1908-1991) beschäftigt und 2008, in einer weiteren Ausstellung, die Milieubilder des Künstlers in den Vordergrund gerückt hat, steht dieses Mal mit einer geometrisch intendierten Malerei eine frühere Schaffensphase des Malers im Mittelpunkt.
Dieser bedeutende Abschnitt im Werk Hoffmeisters ist geprägt durch lineare Klarheit des Bildaufbaus und eine hohe Intensität und Prägnanz der Farben. In großer optischer Deutlichkeit und Konkretheit verwendet der Maler elementare Grundformen, teilt den Bildinhalt durch klare Linien in Einzelflächen auf, fast als wolle er seine starken Farben ordnen, ihre dynamischen Beziehungen untereinander zähmen.
Hoffmeister entwickelt in den 50er Jahren seine geometrisch abstrakten Ausgangspositionen auf vielfältigste Weise und bringt seine Begegnungen von Farbe und Form in klein- wie großformatigen Bildern zu großer Wirkung.
Leo Beninga: „Vom Tiefparterre ins Souterrain“
19.12.2017 – 09.01.2018
Mit der Präsentation von Leo Beningas Bildern beendet die Galerie beim Schlump das Jahr 2017. Im Werk des Hamburger Malers finden sich Bezüge zu diversen vorangegangenen Kunststilen, das Koordinatensystem der Beziehungen baut sich aus dem Surrealismus, der Art Brut, CoBrA und dem Abstrakten Expressionismus auf. Beninga experimentiert mit dem Zufall, gestaltet unkonventionell und unkontrolliert, mal mit dem Pinsel, mal mit der Hand, mal mit dem Messer, tönt, tüncht, spachtelt, kratzt sich durch die verschiedenen Schichten seines Maluntergrunds, läßt Tusche und Tinte über das Blatt fließen, erschafft Gassen ins Gewirr, unentwirrbare Verflechtungen, Pfade ins Souterrain.
Aus Hingabe an unkontrollierte Spontaneität, aber ebenso aus bewusster Kombination von Disparaten entstehen Werke, die an Vexierbilder erinnern. Die Szenerie der wilden Suchbilder ist nur schwer zu verorten, gerade noch wähnt man sich in einer Unterwasser-Unterwelt, dann wieder scheint alles und jeder gänzlich frei im Himmel zu schweben oder in einem Irrgarten festzustecken.
Doch verbindet alle ausgestellten Bilder eine reizvolle, wenn auch geheime Verwandtschaft – aus ihnen strömt eine spannungsgeladene und insgesamt eher dunkle Poesie, auf die Spitze getrieben durch eine gelungene Titelgebung, schmerzlich und schön zugleich. Zur bandagierten Stunde, zwischen Träumen und Alpträumen versammelt Beninga seine verkannten Gäste auf einem verlassenen Jahrmarkt, beschwört seine schwebenden Gedichte, entlockt dem Wundertäter den unbewältigten Rest, findet unter den Neubelebten Leichen und schenkt uns ein dunkles Blatt. Wir bedanken uns und empfehlen den Ausstellungsbesuch.